… oder was Ted Barr, Oswald Jacoby und John R. Crawford von Neil Kazaross hätten lernen können.
Ted Barr führt in seinem Buch „Barr ond Backgammon“* folgende Position an:
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Pipcounts: Weiss 4, Schwarz 11
Position ID: CwAAwAQAAAAAAA Match ID: QYkMAAAAAAAA
Für Schwarz stellt sich nun die Frage: 3/off 3/2 oder 3/off 5/4? Barr zählt alle Würfe durch und stellt fest, dass nach 3/off 3/2 insgesamt 19 Würfe beim nächsten Mal beide Steine ausspielen (53%), bei 3/off 5/4 sind es nur 17 (47%). Es ist sicherlich eine gute Übung die Kombinationen im Kopf durchzugehen, ein Vergnügen ist es -gerade im Spiel- nicht.
Jacoby und Crawford drucken in ihrem Buch die komplette Liste der Gewinnwürfe bei zwei verbliebenen Steinen ab*:
Pips | Besetzte Punkte | Anzahl der Gewinnwürfe | Wahrscheinlichkeit |
---|---|---|---|
12 | 6-6 | 4 | 11% |
11 | 6-5 | 6 | 17% |
10 | 5-5 | 6 | 17% |
6-4 | 8 | 22% | |
9 | 5-4 | 10 | 28% |
6-3 | 10 | 28% | |
8 | 4-4 | 11 | 31% |
6-2 | 13 | 36% | |
5-3 | 14 | 39% | |
7 | 6-1 | 15 | 42% |
4-3 | 17 | 47% | |
5-2 | 19 | 53% | |
6 | 3-3 | 17 | 47% |
5-1 od. 4-2 | 23 | 64% | |
6 | 27 | 75% | |
5 | 3-2 | 25 | 69% |
4-2 | 29 | 81% | |
5 | 31 | 86% | |
4 | 2-2 | 26 | 72% |
3-1 od. 4 | 34 | 94% | |
3 | 2-1 od. 3 | 36 | 100% |
2 | 1-1 od. 2 | 36 | 100% |
Nur auswendig lernen und schwupps braucht man nicht mehr nachzudenken. Nur!?
Weil ich faul und nicht gewillt bin die Tabelle zu lernen, habe ich sie mir etwas genauer angesehen mit dem Ziel ein Schema darin zu erkennen. Das Unternehmen war erfolgreich und so postete ich frohen Mutes meine Entdeckung auf rec.games.backgammon.
Wie es aber nun heutzutage mit Entdeckungen ist: Man ist selten der erste, der sie macht. Tatsächlich antwortete Neil Kazaross auf meinen Eintrag mit einer Regel, die in ihrer Anwendung lächerlich simpel ist.
Ich möchte sie die „2,5-Regel“ nennen. Immer wenn es darum geht zwei Steine so zu positionieren, dass sie möglichst leicht ausgewürfelt werden können, sollte man sie 2,5 Pips voneinander entfernt aufstellen. Das geht natürlich nicht genau, weil es keine halben Pips gibt. Aber es geht ungefähr, indem man versucht möglichst nah an diesen Wert heranzukommen.
Im obigen Beispiel würde dies z.B. bedeuten, dass die verbleibenden Steine nach 3/off 3/2 drei Pips auseinander stehen und nach 3/off 5/4 nur einen Pip. 3 ist bekanntlich näher an 2,5 als 1, also ist 3/off 3/2 der bessere Zug. Dies stimmt genau mit der Tabelle von Jacoby und Crawford und dem Ergebnis der Rechnung von Barr überein.
Wie sieht es denn z.B. mit folgender Position aus:
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Pipcounts: Weiss 4, Schwarz 10
Position ID: DwAAQAkAAAAAAA Match ID: QYkEAAAAAAAA
Es gibt nun die Möglichkeiten:
- 2/off 5/3
- 3/off 2/1
- 3/off 5/4
Die erste Variante, die verbleibenden Steine auf dem 3er-Punkt zu stapeln ist offensichtlich sehr schlecht. Jede Eins und alle Zweien außer dem Zweierpasch lassen uns nicht ausspielen. Wenden wir versuchsweise die 2,5-Regel an:
- 2/off 5/3 -> 0 Pips zwischen den verbleibenden Steinen
- 3/off 2/1 -> 4 Pips zwischen den verbeibenden Steinen
- 3/off 5/4 -> 2 Pips zwischen den verbleibenden Steinen
2 ist näher an 2,5 als 0 oder 4, also sollte der dritte Zug der beste sein. Ein Blick in die Tabelle ergibt, dass je ein Stein auf der 5 und auf der 1 oder ein Stein auf der 4 und einer auf der 2 (Varianten 2 und 3) mit der gleichen Anzahl von Würfen ausgespielt werden können. Manchmal gibt es also Züge, die genauso gut sind, wie der von der 2,5-Regel vorgeschriebene. Aber es gibt keine Situation, in der die 2,5-Regel einen suboptimalen Zug anzeigt.
Damit sind alle Berechnungen und Tabellen erschlagen: Ungefähr genau 2,5 Pips zwischen den Steinen ist die Lösung für alle Bearoff Positionen mit zwei Steinen. Und natürlich lässt sich dieses Wissen auch in anderen Positionen anwenden:
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Pipcounts: Weiss 64, Schwarz 70
Position ID: 27YtAADbtoMBAA Match ID: cIkMAAAAAAAA
# | Ply | Zug | Gewinnerwartung | |
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1 | R | 11/10 11/8 | -0,436 | |
2 | R | 11/8 6/5 | -0,446 ( -0,011) | |
3 | R | 11/7 | -0,461 ( -0,025) |
* Ted Barr: Barr on Backgammon, A Collection of The Seattle Times Backgammon Columns. The Writing Works, 1981. S. 100f.
*Oswald Jacoby, John R. Crawford: Das Backgammon Buch. Keysersche Verlagsbuchhandlung, 1974. S. 105.
Genial! Danke für diese ausführliche Erläuterung!
Interessant, in der Tat. Gute Daumenregel, die ich so auch noch nie gehört hatte. Ich glaube, dass ich solche Züge in der Regel korrekt spiele, und zwar auch, ohne die Folgewürfe, die anschließend ausspielen konkret zu zählen. Wichtig ist, dass keiner der verbleibenden Steine zu extrem vorn (1-Punkt) oder hinten (6-Punkt) steht.
Bsp.: Ein Stein auf der 6, ein Stein auf der 2, es ist noch eine 1 zu ziehen. Hier ist es korrekt, 6/5 zu spielen, nicht 2/1.
Mit der 2,5 Regel erreicht man das selbe, man holt die Steine dichter zusammen und damit weg von den „Enden“ des Heimfelds.
Hardy 😉
P.S.: Gibt es in den Kommentarfeldern so etwas wie bb-code oder Mini-HTML?
Die erlaubten Tags sind
Du kannst die HTML-Tags glaube ich einfach in das Kommentarfeld schreiben.
ja die 2,5 regel ist echt super. letztes jahr habe ich selbiges mal auf der wba (www.world-backgammon-association.com) seite unter Tutorial > Checker Play (beginner) > Checker play problem #2 gepostet. nachdem ich alle möglichkeiten aufgeschrieben habe ist mir auch so ne regel aufgefallen. der abstand zwischen den zwei letzten checkern sollte immer 1 bis 2 sein. naja die 2,5 regel ist ja das selbe in grün!
@kapetanov: Du meinst wohl 2 bis 3, denn mit 1 bis 2 kommst zu z.B. bei 7 Pips nicht hin. 4-3 mit einem Pip Differenz ist schlechter als 5-2 mit drei Pips Differenz.
naja, ich dachte da eher an zungen statt an pips. ist auch einfacher mit zungen zu merken als mit 2,5 pips. 1 bis 2 zungen zwischen den checkern = 2 bis 3 pips.
Hallo,
vielen Dank für diesen interessanten Detailausflug, und auch für den Blog, gleich ein neuer Bookmark für mich, der zweite nach Hardys Seiten .)
Viele Grüße,
gun
Very nice! Hardy provided a link to this page in a discussion on FIBSboard: http://www.fibsboard.com/backgammon-problems/move-104-2-checker-bear-off-t1808.0.html;msg13731;topicseen#new
—
don
Hallo,
interessanter Beitrag.
Mir ist aber nicht klar, warum laut Tabelle bei 12 pips 6-6 die Anzahl der Gewinnwürfe 4 ist. Ich kann doch nur mit einem Sechserpasch die beiden verbliebenen checker ausspielen; also gibt es nur einen Gewinnwurf?
Danke für den Kommentar Sebastian! Tatsächlich spielen jedoch Pasch-3, -4, -5 und -6 aus. Bei Pasch-4 bspw. ziehe ich mit den ersten beiden 4en zwei Steine auf den 2-Punkt. Da anschließend kein höherer Punkt besetzt ist, darf ich – nach offiziellem Reglement – die übrigen 4en dazu nutzen, die Steine vom 2-Punkt auszuspielen.